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Juristisch prompten

Aktualisiert: vor 4 Tagen

Wie strukturierte Eingaben zu besseren KI-Antworten führen


September 2025


Stellen Sie sich vor: Ein Jurist fragt eine KI vage nach „Infos zum Datenschutz“. Die Antwort? Ein oberflächlicher Standardtext ohne Mehrwert. Beim zweiten Versuch formuliert er klar: „Stell dir vor, du bist Fachanwalt für IT-Recht. Analysiere bitte diese Vertragsklausel im Hinblick auf DSGVO-Risiken und verweise auf die relevanten Paragraphen.“ Diesmal erhält er eine präzise Analyse mit Quellenangaben - ein Unterschied wie Tag und Nacht.


Künstliche Intelligenz ist in der Rechtsberatung bereits heute schon weit verbreitet. Ob in Kanzleien oder in Unternehmensabteilungen - viele Juristen nutzen bereits KI-Tools, um sich die Arbeit zu erleichtern. Doch der Unterschied zwischen hilfreichen, präzisen Ergebnissen und unbrauchbaren, oberflächlichen Antworten liegt nicht nur in der Technik, sondern auch in der Art und Weise, wie die Fragen gestellt werden. Das sogenannte Prompting, also die strukturierte Eingabe von Anweisungen, ist damit zu einer Schlüsselkompetenz geworden.


Warum gutes Prompting für Juristen entscheidend ist


Juristische Arbeit erfordert Präzision und Klarheit. Genau hier entscheidet sich, ob eine KI ein echter Assistent im Arbeitsalltag sein kann oder lediglich ein nettes Extra bleibt. Wer vage Fragen stellt, erhält in der Regel auch vage Antworten und läuft Gefahr, wichtige Details zu übersehen. Wer dagegen mit klarer Struktur arbeitet, kann komplexe Rechtsfragen so aufbereitet bekommen, dass Zeit gespart wird und gleichzeitig die fachliche Tiefe erhalten bleibt.


Kommunikation ist der Schlüssel


Eine KI ist kein „Magier“, der Gedanken liest, sondern eher wie ein erfahrener Kollege: Je klarer und respektvoller die Kommunikation, desto besser das Ergebnis. Genau wie in einem Gespräch mit einem Mandanten oder Kollegen lohnt sich präzise Sprache, um Missverständnisse zu vermeiden und die Stärken der KI auszuschöpfen. Diese Haltung bildet die Basis dafür, die KI gezielt anzuleiten und von vornherein klare Rahmenbedingungen zu schaffen.

Gerade im juristischen Bereich bedeutet gutes Prompting, die KI genau anzuleiten und zu lenken. Anstatt die KI „ins Blaue hinein“ zu befragen, ist es hilfreich, Kontext zu schaffen, die gewünschte Struktur vorzugeben und gezielt nach Quellen zu verlangen. Dadurch wandelt sich die KI von einer simplen Ausgabemaschine zu einer anspruchsvollen Lösung, die Juristen in ihrer täglichen Praxis erheblich entlastet.


Praxisnahe Tipps für besseres Prompten


Tipp 1: Kontext definieren

Juristische Fragen sind selten eindeutig. Ein klar definierter Prompt führt zu besseren Ergebnissen. Ein Beispiel-Prompt könnte wie folgt lauten:

„Stell dir vor, du bist Fachanwalt für IT-Recht. Bitte analysiere folgenden Vertragsausschnitt im Hinblick auf Datenschutzrisiken.“

Durch diesen Kontext weiß die KI, in welchem Rahmen sie argumentieren soll, und kann relevantere Antworten liefern.


Tipp 2: Struktur einfordern

Wer die KI auffordert, Ergebnisse in einer klaren Form zu präsentieren, erleichtert deren Weiterverarbeitung. Anstelle einer langen Textpassage können beispielsweise gegliederte Argumente, nummerierte Listen oder ein Entwurf für einen Schriftsatz gefordert werden. Ein Beispiel:

„Bitte gib mir drei Pro- und drei Contra-Argumente zu dieser Klausel, gegliedert nach Relevanz.“

So wird die KI vom reinen Antwortgeber zum Assistenten, der Gedanken vorstrukturiert.


Tipp 3: Quellen erfragen

Gerade im juristischen Bereich ist es von entscheidender Bedeutung, dass Aussagen überprüfbar sind. Prompts wie

„Bitte nenne die relevanten Paragraphen”

oder

„Verweise auf die einschlägige Kommentarliteratur”

tragen zur Nachvollziehbarkeit bei. Besonders hilfreich ist es, wenn die eingesetzte KI direkt mit Fachliteratur arbeitet, wie es bei Otto Schmidt Answers der Fall ist. Dort werden die Quellen automatisch angegeben, sodass Juristen die Antworten rechtlich verifizieren können.


Anwendungsbeispiele aus der Praxis


Die Einsatzmöglichkeiten von KI im juristischen Alltag durch gutes Prompting sind vielfältig. So kann man bei der Vertragsanalyse beispielsweise gezielt nach Risiken fragen, die sich aus bestimmten Klauseln ergeben. Bei der Vorbereitung von Schriftsätzen lässt sich eine Argumentationslinie entwickeln, die anschließend vom Juristen fachlich geschärft wird. Auch im Steuerrecht kann KI komplexe Normen in einem konkreten Mandatskontext strukturieren und verständlich darstellen.

All diesen Beispielen ist eines gemeinsam: Ohne klar formulierte Eingaben bleiben die Antworten oft an der Oberfläche. Mit strukturierten Prompts lassen sich dagegen die Potenziale der KI voll ausschöpfen.


Vom Prompt zum Profi-Tool


Prompting ist kein Selbstzweck, sondern der Schlüssel zur sinnvollen Nutzung von KI im juristischen Alltag. Wer die Grundlagen beherrscht, kann KI von einem netten Extra zu einer verlässlichen Lösung machen, das den Rechercheaufwand drastisch reduziert, komplexe Aufgaben strukturiert und so den Blick für das Wesentliche freigibt: die strategische und persönliche Beratung der Mandanten.


Mehr Wissen in unserem Prompting Kurs


Wer tiefer in die Welt des Promptings einsteigen möchte, kann in unserem praxisnahen Prompting Kurs lernen, wie man durch die richtige Eingabe das Maximum aus KI-gestützten Systemen herausholt.




KI Beta Club - Der Club für KI-Enthusiasten



Über Taxy.io


Taxy.io wurde 2018 als Spin-Off der RWTH Aachen gegründet und entwickelt innovative Software, mit der Steuerberater und Angehörige rechtsberatender Berufe ihre Prozesse automatisieren können. Wir arbeiten mit einem 45-köpfigen Team aus talentierten und qualifizierten Experten daran, unseren Kunden innovative Anwendungen anzubieten, die ihnen durch den Steuer-Dschungel helfen.


Unser Ziel ist es, die führende Plattform für Automatisierungslösungen für die Steuer- und Rechtsberatung zu entwickeln und dadurch die vollautomatische, proaktive Steuer- und Rechtsberatung zu ermöglichen.


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